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Liebe Kolleginnen und Kollegen,
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liebe Leserinnen und Leser,
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„Eine moderne Medizin benötigt ein patientenorientiertes Gesundheitswesen, in dem Schulmedizin und Naturmedizin gleichberechtigt sind“, mit dieser klaren Aussage bezieht Klaus Holetschek, CSU, MdL, in unserem Sommer-Interview Position für eine Integrative Medizin, die in großen Teilen der Bevölkerung explizit gewünscht wird. Integrative Medizin setzt auf die Beziehung zwischen Arzt und Patient, hat den kranken Menschen als unteilbares Individuum im Blick, stützt sich auf Evidenz und nutzt alle therapeutischen Möglichkeiten, um Gesundheit zu erhalten und Heilung zu ermöglichen.
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Medizin war schon immer Heil-Kunde und Heil-Kunst in einem: Wissen, Können und Erfahrung bilden eine Melange zum Besten unserer Patient*innen. Was bereits traditionell und begrifflich zusammengehört, wird als Integrative Medizin nochmals gebündelt. Es gibt nur eine Medizin, sie hat aber unterschiedliche Werkzeuge in ihrem Kasten, die je nach Krankheit differenziert zum Einsatz kommen. Mit einem Hammer lassen sich Nägel in die Wand schlagen, zur Montage einer Lampe braucht es anderes Werkzeug. Als Ärztinnen und Ärzte sind wir gewissermaßen „Handwerker im Dienst der Gesundheit“. Wir haben alle dasselbe Ziel: einen kranken Menschen wieder gesund zu machen, was man (im Idealfall) heilen nennt - so beschreibt es Hahnemann im § 1 des Organon. Jede Disziplin hat ihre bevorzugten Anwendungsbereiche, aber auch ihre Grenzen. Wenn wir letztere berücksichtigen, wächst Offenheit und Bereitschaft, Alternativen in Erwägung zu ziehen.
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Auch Homöopathie – als ein spezielles Tool im Kasten zahlreicher Werkzeuge – hat ihre Grenzen, die es selbstverständlich zu berücksichtigen gilt. Aber sie birgt auch riesige Chancen, Gesundung auf den Weg zu bringen. Deshalb steht ihr und ihren ärztlichen Vertretern derselbe Respekt zu wie allen anderen medizinischen Fachdisziplinen und Zusatzqualifikationen.
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Wenn der kranke Mensch tatsächlich im Mittelpunkt steht – wozu sich vermutlich alle Ärztinnen und Ärzte bekennen – dann müssen notwendigerweise Eitelkeiten oder Ideologien zurückstehen und Verunglimpfungen anders Denkender und anders Handelnder unterbleiben, solange die Sicherheit für jeden Kranken gewährleistet ist. Und noch etwas: Der besondere Respekt gilt immer auch dem Patienten und seinen Wünschen.
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In diesem Sinne: bleiben wir patientenorientiert und integriert! Auch dann noch, wenn dieser Sommer zu Ende geht!
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Dr. med. Ulf Riker, Vorsitzender LV Bayern
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Sommer–Interview mit Klaus Holetschek,CSU, MdL
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Klaus Holetschek hat uns im Juli in München ein Interview gegeben, in dem es um mehr ging, als um Homöopathie. Holetschek plädiert für eine neue Gesundheitspolitik: "Ich würde mir wünschen, dass wir mal Grenzen überschreiten, aufbrechen und uns wieder an den Bedürfnissen des Menschen orientieren und an dem, was etwa auch die Kampagne weil`s hilft! erreichen will: Ein Miteinander von Schulmedizin und Naturmedizin", der Integrativen Medizin. Holetschek verteidigt hier auch den enger werdenden gesellschaftlichen Raum, in dem noch über Vielfalt - sowohl in der Wissenschaft, wie in der Praxis - diskutiert werden kann. So hat Klaus Holetschek auch im September 2019 im bayerischen Landtag eine bemerkenswerte Rede gehalten, in der er sich unter anderem für den Erhalt der Wahlleistung Homöopathie der Krankenkassen eingesetzt hat.
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Kommentar zum Sommer-Interview mit Klaus Holetschek
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Wir bedanken uns bei Klaus Holetschek sehr für seine Bereitschaft, zum Thema Integrative Medizin und Homöopathie aus Sicht des Politikers Position zu beziehen. Auf folgende Aspekte möchten wir als Ärzte mit Zusatzbezeichnung Homöopathie ergänzend eingehen:
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Homöopathe ist evidenzbasiert, wenn man die korrekte Definition der Evidenzbasierten Medizin (EbM) zu Grunde legt: Externe Evidenz aus Studien, Erfahrung des Arztes, Wünsche des Patienten:
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- Holetschek spricht zu Recht die erste Fassung der sog. „Australischen-Studie“ an, die von „vielversprechenden Belegen für die Wirksamkeit der Homöopathie“ berichtet. Vermutlich genau deshalb wurde sie unter Einflussnahme sog. Skeptiker auch lange unter Verschluss gehalten.
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- Die ärztliche Erfahrung resultiert aus solider Ausbildung und konsequenter Anwendung, sie entzieht sich jeder ideologischen und praxisfernen Beurteilung.
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- Wünsche und Werte von Patienten sind schützenswerte Güter in einer demokratischen, offenen Gesellschaft und damit ohnehin jenseits dessen, was voreingenommenen Lobbyisten und Skeptikern in Frage zu stellen zusteht.
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- „Das System vom Menschen aus denken“
Wissenschaft dient ohne Zweifel dem medizinischen Erkenntnisgewinn. Aber Medizin darf sich auch von der alleinigen Anbindung an Wissenschaft befreien, weil sie in erster Linie nicht dieser Wissenschaft, sondern dem einzelnen kranken Menschen zu dienen hat. Auch die ärztliche Erfahrung steht in diesem Dienst. Steht der Mensch im Zentrum, dann zählen in erster Linie seine expliziten Wünsche und Erwartungen an eine Medizin, die mehr ist als angewandte Wissenschaft.
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- Zuwendung, Sprechen, Zuhören
Die Wirksamkeit der Homöopathie wird von Kritikern ausschließlich auf die Zuwendung zum Patienten und die investierte Zeit zurückgeführt. Aber kann es eine menschliche Medizin ohne Zuwendung überhaupt geben? Es war ein großer Fortschritt im Honorargefüge der Medizin, dass die „sprechende Medizin“ neben der “Apparatemedizin“ eine Aufwertung erfuhr. Was freilich noch immer fehlt, ist ein Bewusstsein für eine „zuhörende Medizin“. Vor dem Sprechen sollte klar sein, wo ein kranker Mensch steht, wie er sich und seine Krankheit im Gefüge seiner Umwelt wahrnimmt und was er von seinen Ärzten erwartet. Das aber setzt zunächst aktives Zuhören voraus. Homöopathie ist in diesem Sinne „zuhörende Medizin“, die sich im nächsten Schritt einer gezielten therapeutischen Interventionen bedient und dabei den Kranken als unteilbares Individuum im Zentrum des therapeutischen Bemühens wahr- und ernstnimmt.
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Viele Patienten wenden sich aus unterschiedlichen Gründen von der konventionellen Medizin ab, weil ihre Erfahrungen nicht ihren Erwartungen entsprechen. Kritiker der Homöopathie versuchen, die Homöopathie als Therapieoption zu eliminieren, bieten aber keinen glaubwürdigen oder zielführenden Ersatz für das Eliminierte an. Will man Patienten und ihre Wünsche tatsächlich und nicht nur verbal im Zentrum des ärztlichen Bemühens sehen, dann führt an einem konstruktiven Miteinander aller ergänzenden oder alternativen Therapieoptionen – inklusive der Homöopathie - kein Weg vorbei! Das selbstbewusst, aber auch jederzeit selbstkritisch zu vertreten, kann dazu führen, enttäuschte Patienten nicht an zweifelhafte Heiler und esoterische Gurus zu verlieren, sondern unter Umständen auch mit geeigneten Therapien aus dem Reigen der konventionellen Medizin wieder zu versöhnen. Am Ende ein Gewinn an Sicherheit und Zufriedenheit für alle Beteiligten!
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Wir freuen uns auf einen konstruktiven Prozess und Austausch auf Augenhöhe. Die wachsenden Herausforderungen für unser Gesundheitssystem verlangen konstruktives Miteinander, Toleranz und oft auch Visionen! Im Interview von Herrn Holetschek sind alle drei Zutaten angesprochen: nutzen wir sie!
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Dr. med. Ulf Riker, Vorsitzender des LV Bayern
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Erinnerung: Unterschriften für den Erhalt der Zusatzbezeichnung Homöopathie
Der LV Bayern sammelt Unterschriften von Menschen, die eine solide ärztliche Homöopathie in Bayern erhalten wissen wollen und damit auch ihre Stimme für den Erhalt der Zusatzbezeichnung Homöopathie in der Weiterbildungsordnung der LÄK Bayern erheben. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen sind bereits fleißig am Sammeln, sprechen mit ihren Patient*innen und informieren über die Aktion. Auch in Apotheken, KiTas oder anderen Orten können Sammel-Listen ausgelegt werden. Die Unterschriftenlisten Zusatzbezeichnung 2020 können Sie als PDF herunterladen, bitte kopieren, auslegen und zurücksenden bis spätestens 15. September 2020!
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Wir planen - eine ausreichende Zahl an Unterschriften vorausgesetzt! - eine offizielle Übergabe an unseren Kammerpräsidenten Dr. Quitterer mit der Bitte, das Ergebnis beim Ärztetag im Oktober allen Delegierten zur Kenntnis zu geben.
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Dr. med. Wolfgang Springer war Präsident des 60. Homöopathie-Weltärztekongresses 2005 in Berlin. In diesem Amt kümmerte er sich auch um Geleitworte und kam mit dem sozialdemokratischen Urgestein Dr. Hans-Jochen Vogel ins Gespräch. Hans-Jochen Vogel starb am 26. Juli. "Wir homöopathischen Ärztinnen und Ärzte, gleich welcher Parteinähe, haben nicht nur einen großen Streiter, Denker und Politikgestalter verloren, sondern auch einen Freund. Daran sollten wir uns jetzt erinnern", schreibt Springer in seinem Nachruf.
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- Informationen zum Bayerischen Ärztetag im Oktober 2020
- Zeitschrift Eltern interviewt Dr. Christian Lucae
- Fort- und Weiterbildung
- Vorgestellt: Armin Huttenlocher
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Termine
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