LV_BayernPf
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Leserinnen und Leser,
vor Kurzem in der Praxis: eine 55-jährige Patientin kommt und klagt über Erschöpfung, alle Muskeln und Sehnen seien schmerzhaft, sie müsse ständig alle Partien strecken und dehnen, weil es sich steif anfühle. Sie sei auch emotional total fertig und könne ständig weinen. Sie habe sich im ständigen Kämpfen erschöpft. Auf Nachfrage: sie kämpfe für die Schwachen in der Gesellschaft, das seien die Kinder. Sie habe sich schon seit ihrer Jugend gegen Ungerechtigkeiten und für Randgruppen der Gesellschaft eingesetzt. Nachfrage: ja, sie habe etliche Warzen an der Fußsohle, in der Kindheit und Jugend habe sie sehr viele auch an den Fingern gehabt. ...Natürlich ist das noch keine homöopathische Anamnese, aber das Mosaik der Symptome gibt erste Hinweise auf Causticum.

Ich frage nach, was sie jetzt so erschöpft habe: Sie kümmert sich um „geraubte Kinder“. Das sei ein Problem in Europa und auf der ganzen Welt. Die Kleinen würden in unterirdischen Gefängnissen gehalten. Es gebe verlässliche Quellen, dass den Kindern die Organe entnommen würden, insbesondere die Zirbeldrüse, daraus werde das Adrenochrom gewonnen, das die Pharmaindustrie den Impfstoffen beifüge, um das genetische Material der Menschheit zu verändern. Was von den ausgeraubten Kindern übrig bleibe werde geschreddert. Dann steht sie auf, dehnt und streckt sich und bricht in Tränen aus. Sie sei völlig ausgelaugt von ihrem Kampf… Ich frage, ob sie QAnon nahestehe, was sie – von der Frage sichtlich überrascht - bejaht und mir gleich zahlreiche Quellen im Internet nennt, wo ich mich weiter informieren könne, wenn ich Interesse hätte…

Habe ich nicht! Aber ich bin erschrocken. Es ist, als ob man der sozial engagierten Frau (Causticum?) eine falsche „Software“ auf ihre cerebrale Festplatte gespielt hätte. Anstatt sich für den Kampf gegen Hunger, Ungerechtigkeit oder Missbrauch in der Welt (oder für den Erhalt der Zusatzbezeichnung „Homöopathie“!) einzusetzen oder bei „Friday for future“ oder Greenpeace mit zu machen, landet sie in der Welt der Verschwörungstheorien.

Ich lerne, wie schmal die Grenze zwischen Realität einerseits und Fake und Verschwörung andererseits ist. Und dass auch kluge Menschen nicht vor der Gefahr gefeit sind, aus Versehen oder bei vollem Bewusstsein im falschen Lager zu landen. Ich erzähle Ihnen das, weil mich die Geschichte verstört hat und weil ich denke, dass wir in Zeiten aufgeheizter Stimmungen, teilweise manipulierter Nachrichten, unterschlagener Studien zur Homöopathie und der Gefahr der Orientierungslosigkeit aufpassen müssen, wie wir vernünftig und selbstreflexiv mit Fakten umgehen, wem wir Glauben schenken, wen wir verdächtigen oder mit wem wir uns auf Demonstrationen blicken lassen. Lassen Sie uns aufmerksam hinterfragen, ob Reichsbürger, Querdenker, Impfgegner oder andere Radikale unserer Sache dienen, wenn wir uns mit ihnen in der Öffentlichkeit blicken lassen, sie also als Verbündete (scheinbar!) akzeptieren.

Bitte um Verzeihung, wenn dieses Editorial etwas lang geraten ist. Unsere Sache ist doch, „kranke Menschen gesund zu machen, was man heilen nennt“! Also unsere Patienten in schwierigen Zeiten zu begleiten, Fälle von Corona ebenso sorgfältig homöopathisch zu behandeln wie Grippe oder Migräne. Zu tun, was wir gelernt haben und gut können. Ich habe mit der Patientin einen Anamnese-Termin vereinbart, ich möchte versuchen zu verstehen, wie die „Software“ auf ihre Festplatte kam und ob es möglich ist, sie wieder zu „löschen“. Ich bin, wie wir alle, auf dem Weg.
Von diesem Weg grüße ich Sie alle sehr herzlich und hoffe auf ein starkes und wachsames soziales Immunsystem unserer homöopathischen Community!
Mit besten Grüße, Dr. med. Ulf Riker, Vorsitzender des LV Bayern
riker 5.29 II

Nicht das Erzählte reicht, sondern das Erreichte zählt

Von wem auch immer dieser kluge Satz Nicht das Erzählte reicht, sondern das Erreichte zählt stammt, er lässt sich auf Homöopathie übertragen. Das Erzählen einer gut verlaufenen Therapie ist gut - für den Patienten, den Erzähler und den Zuhörenden. Doch letzten Endes zählt dann doch nur die Studie - aber nur, wenn wir sie auch kommunizieren, also der Öffentlichkeit erzählen. Wie dies alles zusammen hängt, erzählt Dr. med. Ulf Riker und nimmt – ganz unbescheiden – als Vorsitzender des LV Bayern eine Anleihe am FC Bayern München.
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Warum wir die Zusatzbezeichnung Homöopathie erhalten müssen

In den letzten Monaten hatten wir immer wieder unsere Argumente für den Erhalt der Zusatzbezeichnung formuliert, auf unserer Internetseite dargestellt, in Aussendungen an Medien und ärztliche Kolleg*innen weitergeleitet.
Die wichtigsten Argumente fassen wir hier kurz und knapp zusammen. Wir bitten Sie, liebe Mitglieder im LV Bayern, sich diejenigen Argumente, die Ihnen besonders wichtig oder plausibel erscheinen, heraus zu picken und damit möglichst zeitnah an Ihre Ärztekammer-Delegierten vor Ort heran zu treten. Wir gehen davon aus, dass der unmittelbare Kontakt von Kolleg*in zu Kolleg*in die beste Form ist, unsere Argumente zu teilen. Hier geht`s zu den Argumenten.
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Unterschriftensammlung zum Erhalt der Zusatzbezeichnung wird fortgesetzt

In nur vier Monaten haben bayerische homöopathische Ärztinnen und Ärzten in ihren Praxen knapp 7.000 Unterschriften für den Erhalt der Zusatzbezeichnung Homöopathie gesammelt. Anders als bei Online-Petitionen, bei denen ein Klick reicht, kommt diesen Unterschriften eine besondere Bedeutung zu, weil sie auf dem Boden eines bestehenden Vertrauensverhältnisses zwischen Patient und Arzt geleistet werden.
Hintergrund ist damit auch eine positive persönliche Erfahrung der Unterzeichnenden mit der Homöopathie. Kritische und mündige Bürgerinnen und Bürger setzen sich, zusammen mit ihren homöopathischen Ärzt*innen dafür ein, dass eine solide homöopathische Ausbildung auf dem Boden schulmedizinischer Kompetenz erhalten bleibt. Die Unterschriften sind also auch ein Appell an die Delegierten des Bayerischen Ärztetages, sich im Interesse der Patientensicherheit für den Erhalt dieser Ausbildung einzusetzen.

Unser nächstes Ziel: 10.000 Unterschriften - Machen Sie mit!
Hier können Sie sich die Unterschriftenliste nochmals herunterladen. Rücksendung an das Sekretariat des LV Bayern, Ringseisstrasse 2 A, 80337 München
Wir werden Sie umgehend informieren, wenn diese Zahl erreicht ist. Noch wissen wir nicht, wann die Weiterbildungs-Ordnung und damit der Verbleib der Homöopathie von den Delegierten abgestimmt wird, wir werden aber die Unterschriften unserem Ärztekammerpräsidenten zu gegebener Zeit vorlegen.

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Kurz notiert

Ärzte schließen sich zur intergrativen Liste Niedersachsen zusammen
Mit der integrativen Liste Niedersachsen (iLN) treten Ärzt*innen zur nächsten Wahl der Kammerversammlung der Ärztekammer Niedersachsen an. Vom 1.-14. Dezember wird gewählt, die Ärzt*innen möchten sich für Anthroposophische Medizin, Naturheilverfahren, Akupunktur und Homöopathie einsetzen. „Wir stehen für Methodenvielfalt und eine sinnvolle Vernetzung konventioneller mit komplementärer Medizin“, sagt Dr. med. Ina Chammah, eine der Initiatorinnen der iNL. Weitere Informationen im BPH-Blog.

Wird die australische Homöopathie-Studie von 2015 zurückgezogen?
Bis heute wird das Review von 2015als ein Beleg für die Unwirksamkeit der Homöopathie angeführt. Aber: Eswar nur eine überarbeitete Version einer seit 2012 zurückgehaltenen Vorstudie, die positive Belege zur Homöopathie dokumentierte. Auf öffentlichen Druck wurde der Commonwealth Bürgerbeauftragte (Ombudsman) aktiv, recherchierte und 2019 wurde die erste Version des Reviews veröffentlicht. Doch wie geht es weiter mit dieser Geschichte, wie ist der aktuelle Stand, wann wird der Abschlussbericht des Ombudsman vorliegen? Der BPH sprach mit Dr. Alexander Tournier, das Interview gibt`s im BPH-Blog.

ICE 20: Homöopathie bei psychischen Erkrankungen, Schmerzen und Burnout
WissHom, die Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie, lädt zum ICE 20 ein, erstmals als Online-Kongress vom 12.-14. November, 13 Fortbildungspunkte sind beantragt, ebenso für das DZVhÄ-Diplom. Sie können hier Ihr Kongress-Ticket buchen.

Homöopathische Ärzte verwahren sich gegen pauschale Diffamierung des Berufsstandes, u.a. im ZDF heute journal
Vereinzelte Medienberichte, so im ZDF heute journal vom 4. Oktober 2020, veranlassen den DZVhÄ zu folgender Klarstellung: Als Berufsverband von mehr als 4000 Ärzten in Deutschland verwahren wir uns dagegen, pauschal in eine Reihe gestellt zu werden mit "Corona-Leugnern", "Impfgegnern" oder Vertretern antiliberaler, verfassungsrechtlich bedenklicher oder gar extremistischer Ideologien. Die gesamte Stellungnahme lesen Sie hier.

Vertiefende Informationen für LV-Mitglieder

  • Veranstaltung mit Kammer-Delegierten und Apothekern in München
  • Vorgestellt: Bernd Henne vom DZVhÄ-Team Medien und Öffentlichkeit

Termine

  • Supervision mit Dr. Wolfgang Springer
25. Oktober – Hörsaal des Krankenhauses für Naturheilweisen (KfN) München Harlaching,
Anmeldung: wetzel-beate@outlook.de oder supervision@drwolfgangspringer.de
  • „Säuren in der Homöopathie"
22. November – Hörsaal des Krankenhauses für Naturheilweisen (KfN), München – Harlaching
Weitere Informationen in unserem Sekretariat unter lv.by@dzvhae.de
  • ICE 20: Homöopathie bei psychischen Erkrankungen, Schmerzen und Burnout
Online-Kongress vom 12.-14. November, Sie können hier Ihr Kongress-Ticket buchen.

Alle Fortbildungstermine befinden sich in unserem Veranstaltungskalender.
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