Seit 17 Jahren bietet die bayerische Landesapothekerkammer ein Curriculum zur Weiterbildung im Bereich Homöopathie und Naturheilverfahren an. Von der Bundesapothekerkammer 2003 initiiert gelang die didaktische und inhaltliche Umsetzung für den Bereich Homöopathie in enger Kooperation mit der Dozentenschaft des Landesverbandes Bayern DZVhÄ. Bei der Ausgestaltung der Vorgaben für dieses Curriculum standen drei Aspekte im Mittelpunkt:

  • Die Grundlagen der Homöopathie Hahnemanns bilden die Basis für das Verständnis der Heilmethode: wie ergänzt die phänomenologische Sichtweise der Homöopathie die causalanalytische der konventionellen Medizin? Welche Regeln ermöglichen das Erkennen der bestmöglich passenden Arznei? Wie tragen Potenzwahl und Dosierung zum Erreichen des Therapieziels bei?
  • Praxisrelevanz ist Voraussetzung dafür, in knapp 50 Unterrichtseinheiten eine ausreichende präzise und nachvollziehbare Verordnungssicherheit zu erreichen. Anhand eines Kataloges von Krankheitsbildern bzw. Indikationen kommen die häufigsten und wichtigsten Arzneien so zur Darstellung, dass deren Arzneimittel-Bilder zum raschen Wiedererkennen im Beschwerdebild eines Kranken beitragen: die „Ähnlichkeitsregel“ (Similia similibus curentur) wird lebendig und damit praktisch anwendbar.
  • Der Patientensicherheit dient eine Fokussierung auf die homöopathischen Möglichkeiten, aber auch deren Grenzen. Gerade im Bereich der Selbsttherapie durch Laien kommt der begleitenden und beratenden Funktion qualifizierter Apotheker*innen hohe Bedeutung zu: wann können sich Patient*innen selbst behandeln und wann ist ärztliche Kontrolle unbedingt notwendig?

In allen Kursdurchgängen wurde für die vortragenden Ärzt*innen aus der Riege erfahrener Praktiker deutlich, dass die Teilnehmer*innen mit großem Ernst und Engagement sich der Homöopathie gewidmet haben. Wie für die Ärzt*innen, so war auch für die Apotheker*innen immer klar, das Homöopathie eine wertvolle Ergänzung, manchmal auch Alterative sein kann, dass aber das Fundament für die Anwendung immer auch im Wissen um die akademischen Grundlagen des Studiums besteht: Apotheker*innen stehen, ebenso wie Ärzt*innen immer „auf zwei Beinen“ und haben gelernt, die Optionen der Methode Hahnemanns in kritischer Abwägung und mit Sachverstand in eine bestmögliche Behandlungsempfehlung für Patient*innen / Kund*innen einzubinden.

Vielen Apotheker*innen war die Grundausbildung nicht genug und es bestand der „Wunsch nach mehr“: so gab es in eineinhalb Jahrzehnten ein bis zweimal im Jahr Aufbau-Module, in denen einzelne Themen vertieft und Indikationsbereiche ergänzt wurden. Schrittweise ließ sich so eine immer breitere Palette häufig vorkommender Beratungs-Situationen und konkreter Fragestellungen gemeinsam erarbeiten. Als einer der langjährigen Dozent*innen in diesen Kursen habe ich das Miteinander-auf-dem-Weg-sein mit dem Ziel möglichst individueller Patientenbetreuung immer als win-win-Situation erlebt. Es ist nicht vermessen zu sagen, dass sich Patienten / Kunden bei ihren so fortgebildeten Apotheker*innen gut und sicher aufgehoben fühlen dürfen.

Dr. med. Ulf Riker