Kaum ist bekannt, dass das bayerische Gesundheitsministerium ein Referat für Integrative Medizin aufbaut, da sind die Homöopathie-Kritiker schon wieder schockiert, allen voran – wer hätte es gedacht? – der ewige Lübbers, HNO-Arzt seines Zeichens (Sie kennen die Geschichte: er musste mal ein paar Globuli aus einem Kinder-Ohr bergen, die die Mutter dort hineingestopft hatte, seither ist er Gegner – nein, nicht der Mütter – der Homöopathie!). Selbstverständlich kommt er am Ende auch noch zum Ergebnis, die Homöopathie sei ausgeforscht. Als gäbe es für die Wissenschaft überhaupt ein Ende der Neugier und des Forschens! Aber Basta zu rufen ist wohl einfacher als weiter zu denken!

Dabei geht es bei Integrativer Medizin erst mal gar nicht um Homöopathie, sondern um Prävention, Integration klassischer Naturheilverfahren, um Kneipp zum Beispiel. Oder um Reduktion von Antibiotika bei Infekten. Warum bloß der Aufstand? Dazu muss man wissen, dass Lübbers seit Längerem ein medienaffiner Großkritiker der Homöopathie und sogenannter Skeptiker ist, ebenso wie seine ex-homöopathische Kollegin Grams. Die wiederum singt in ihrem zweiten Buch (nein, man muss es wirklich nicht gelesen haben!) das Hohelied der Schulmedizin und verwirft am Ende auf nur ca. 30 Seiten alle möglichen komplementären Therapierichtungen, von Homöopathie über Osteopathie, Akupunktur bis hin zur anthroposophischen Medizin. Hat man dieses Machwerk gelesen, dann wird man sehr leicht erkennen, was alles im Fokus der sogenannten Skeptiker steht und früher oder später abgeschafft werden soll.

Homöopathie ist also nur das erste Opfer im Feldzug gegen komplementäre Verfahren. Homöopathie ist die Spitze des Eisberges, der gesprengt werden soll. Und deshalb nutzt Lübbers die Bühne des „Münchner Merkur“, um schon mal vorbeugend gegen jede Form von integrativer Medizin Stimmung zu machen, wenn er sagt: „Da will jemand unter der Wortschöpfung Integrative Medizin wissenschaftliche Medizin und Pseudomedizin unter einen Hut bringen.“

Es mag ja sein, dass Einiges aus dem Bereich der komplementären Heilverfahren nicht unter den zu kleinen Lübbers-Hut passen will. Abhilfe könnte hier schaffen, sich mit erfahrenen Kolleg*innen zusammen zu setzen und sich aus deren Praxis berichten zu lassen. Oder Patient*innen vorurteilsfrei anzuhören. Zwei Säulen der evidenzbasierten Medizin wären damit schon berücksichtigt. Im Weiteren könnte man anschließend das Projekt des bayerischen Gesundheitsministeriums unterstützen, in dem es ja auch um weitere wissenschaftliche Erforschung natürlicher Heilweisen geht. Wer mit Wissenschaftlichkeit argumentiert, darf sich – will er glaubwürdig bleiben – weiterer Forschung nicht verschließen. Getreu der Erkenntnis von Sokrates: „Ich weiß, dass ich nicht weiß“.

Zum Glück gibt es in Deutschland einige hochkarätige klinische Einrichtungen, in deren Praxisalltag Patient*innen erleben können, wie sich die Integration komplementärer Heilverfahren in ein ganzheitliches Behandlungskonzept auswirkt. Und zum Glück gibt es in der Politik Persönlichkeiten, die für teilweise Jahrtausende altes Wissen offen sind, Schätze bewahren und neue Erkenntnisse fördern wollen, indem sie die Rahmenbedingungen für Forschung und Erkenntnisgewinn schaffen.

Und zum Glück gibt es Menschen, die im Fall von Krankheit auf selbst-denken und selbst-erfahren zurückgreifen und sich manipulativer Bevormundung durch Skeptiker entziehen.

Autor: Dr. med. Ulf Riker