Eine scharfe Brise bläst und derzeit ins Gesicht – mit wechselnden Windrichtungen, zum Beispiel aus den eigenen Reihen: da erklärt ein langjähriges Mitglied seinen Austritt, weil ihm unsere Abgrenzung von Querdenkern, Schwurblern, Impfgegnern etc. missfällt und er die wissenschaftliche Diskussion vermisst. Eigene konstruktive, inhaltliche oder strategische Beiträge? Antwort auf Einladung zur persönlichen Kontaktaufnahme? Fehlanzeige!

Der Sturm kommt auch aus unserer eigenen Standesvertretung: „unsere“(?) Delegierten stimmten mit großer Mehrheit für die Abschaffung der Zusatzbezeichnung Homöopathie in Bayern und waren doch zu keinem Zeitpunkt bereit, uns und unsere Argumente auch nur anzuhören! Zum Glück haben wir vor Jahren das „Homöopathie-Diplom des DZVhÄ“ eingeführt, das jetzt und in Zukunft möglich macht, dass Kolleginnen und Kollegen auf ihre qualifizierte Homöopathie-Ausbildung hinweisen und damit deutlich machen können, dass sie eine im besten Sinne individuelle und integrative Medizin anbieten.

Kollege Dr. Eidam aus Grafing: „Das wird uns nicht daran hindern, unsere Patienten bei sorgsamer Indikationsstellung unter Beachtung auch konventioneller schulmedizinischer Überlegungen gewissenhaft zu behandeln. Das Homöopathie-Diplom dient uns dabei als unverzichtbare selbstorganisierte Qualitätskontrolle. Letztendlich stimmen die Patienten ab, wo sie sich um Hilfe hinwenden, eine lebenslange Weiterbildung sollte uns eine selbstverständliche Pflicht sein, unseren Kranken und der Homöopathie zu liebe“

Der Sturm kommt aber auch aus den Medien: nach Affären (Masken!) und Pannen (Impfstofflogistik, Kommunikation, beides sogar vom KBV-Vorsitzenden Gassen angeprangert) wird eilfertig ein Sündenbock gesucht für den nicht ausreichend schnellen Impffortschritt, und siehe da, es sind nicht etwa einzelne Politiker oder deren lautstark demonstrierende Gegner aus dem Umfeld der Querdenker oder militanter Impfgegner, nein: es sind die Homöopathen und die Anthroposophen, auf die man losdrischt, weil sie ohnehin schon länger im medialen Fokus stehen. Sorgfältige Recherche? Fehlanzeige! Man weiß ja schon alles über diese Ärztinnen und Ärzte, die angeblich wissenschaftsfeindlich oder gar terroristisch (!) unterwegs sind, man muss also gar nicht mehr mit „denen“ reden oder sie fragen, ob eigentlich stimmt, was man sich da so ausgedacht hat.

Wir helfen gerne bei der Recherche mit ein paar exemplarischen Testimonials, die deutlich machen, wie homöopathisch tätige Ärztinnen und Ärzte auch handeln:

Dr. Marieluise Schmittdiel, Ärztin für Allgemeinmedizin, München

„In dieser Pandemie ist es entscheidend, viele Menschen durch die Impfung zu immunisieren. Dies mache ich gerne, gerade auch als homöopathische Ärztin. Bisher haben wir in unserer Praxis knapp 3000 Menschen geimpft.“

Dr. Dominik Müller, Arzt für Allgemeinmedizin, Eichstätt

„Ich impfe, weil ich weiß, dass Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen ist.“

Dr. Renate Groetsch, Ärztin f. Allgemeinmedizin, Holzkirchen

„Die Impfung gegen SarsCov2 schützt uns global und individuell vor den Folgen der Infektion und der Pandemie. Samuel Hahnemann war ein fortschrittlich denkender Arzt und wäre sicher glücklich gewesen, wenn er zu seiner Zeit ein Instrument wie die Impfung in der Hand gehabt hätte. Deshalb impfe ich als homöopathische Ärztin aus Überzeugung und arbeite auch in meiner Freizeit im örtlichen Impfzentrum.“

Dr. Rudolf Bullemer, Arzt für Allgemeinmedizin, München

„Als Arzt bin ich dem Wohl meiner Patienten verpflichtet. Ich impfe gegen Covid-19, da der Nutzen der Impfung die Gefahr möglicher negativer Impffolgen überwiegt. Impfungen stehen nicht im Widerspruch zu Homöopathie. Schon Hahnemann äußerte sich positiv zu der von Jenner entwickelten Pockenimpfung.“

Dr. Elisabeth Boretzki, Praktische Ärztin, Eichstätt

„Ich impfe, weil die Impfung schwere Krankheitsverläufe verhindert. Wir müssen die Menschen vor der gefährlichen Corona-Infektion schützen und die Intensivstationen entlasten.“

Ein Blick über unsere Bundeslandgrenze zeigt: auch unsere Nachbarn in Baden-Württemberg unterstützen die Impfung, auch hier zwei Beispiele:

Dr. Bettina Jarcke-Nobis, Ärztin für Allgemeinmedizin, Backnang

„Ich impfe als Hausärztin gegen Covid-19, weil meine Erfahrung bestätigt, dass dies den bislang besten Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf bietet.“

Dr. Jürgen Delaporte, Internist, Esslingen

„Wir impfen in unserer Hausarztpraxis, weil wir nicht wissen, wo und wann wir alle dem Virus begegnen werden. Ein Kontakt ohne 2-3 Impfungen erscheint mir auch persönlich zu risikoreich. Ich möchte auch weiterhin für jeden Kranken Zeit haben.“

Dem Sturm standhalten: dafür stehen wir gemeinsam und im Bewusstsein unserer Verantwortung für den Schutz unserer Patientinnen und Patienten

Jede Ärztin, jeder Arzt, sei es mit oder ohne Zusatzbezeichnung Homöopathie wird wo immer möglich nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden, was „primum nil nocere“ im Einzelfall bedeutet. Dabei gilt es sorgfältig zu klären, ob individuelle Kontraindikationen einer Impfung entgegenstehen. Als homöopathisch tätige Haus- oder Fachärzte kennen wir mögliche konstitutionelle Schwachstellen unserer Patienten besonders gut, weil wir uns für unsere Patienten oft deutlich mehr Zeit nehmen. Als Landesverband des DZVhÄ vertrauen wir darauf, dass mündige Patientinnen und Patienten und ihre homöopathisch qualifizierten und praxiserfahrenen Ärztinnen und Ärzte in der Lage sind, den einzelnen Menschen als Individuum ebenso wie als Teil der Gesellschaft wahr- und ernst zu nehmen, was uns in Zeiten der Pandemie vor besondere Herausforderungen stellt. Wir werden dem Sturm standhalten!

Dr. med. Ulf Riker, Vorsitzender LV Bayern