Ohne Zweifel sind randomisierte Studien (RCT´s) der Goldstandard klinischer Forschung und lassen causale Schlüsse zur Wirksamkeit einer Therapie zu. Allerdings wird ihre Validität auch in Frage gestellt, weil das hohe Maß an Standardisierung und Kontrolle dieser „Experimente“ die alltägliche Versorgungsrealität nur unzureichend abbildet. Deshalb hat der Deutsche Ärztetag bereits 2005 ein Rahmenkonzept für Versorgungsforschung verabschiedet und damit die „letzte Meile“ des Gesundheitssystems in den Fokus gerückt: die „besondere Nähe zur klinisch praktischen Patientenversorgung“ unter Alltagsbedingungen.

In der Versorgungsforschung finden finanzielle, soziale und individuelle Faktoren und Prozesse ebenso Berücksichtigung wie Ergebnisqualität und Kosteneffizienz. Für die Homöopathie fallen die bisherigen Ergebnisse ganz überwiegend positiv aus. Insbesondere die groß angelegte EPI3-Kohortenstudie aus Frankreich (2021 – 2016, ca. 8500 Patienten, 825 Ärzte) belegt, dass Patienten, die sich homöopathisch behandeln lassen klinisch relevante Verbesserungen ihre Symptome sowie einen Zugewinn an Lebensqualität erleben. Dabei waren in den Indikationsbereichen „Infekte der oberen Atemwegen“, „Muskuloskelettale Erkrankungen“ sowie „Depressionen und Angststörungen“ die Ergebnisse unter Homöopathie ähnlich gut wie in konventionell arbeitenden Praxen, aber mit einer Besonderheit: der Verbrauch an Antibiotika, nichtsteroidalen Schmerzmitteln / Entzündungshemmern sowie Psychopharmaka ließ sich in signifikantem Masse senken. Gerade bei Antibiotika ist dieses Ergebnis vor dem Hintergrund zunehmender Antibiotikaresistenzen von besonderer Bedeutung. Aber auch die NSAID stellen eine Medikamentengruppe mit hohem Nebenwirkungspotential dar.

Eine Studie bei Patienten mit Lungenkrebs (Frass, 2020, in „Oncologist“ veröffentlicht) zeigt auch im Bereich der palliativen Tumortherapie signifikante Ergebnisse unter homöopathischer Begleittherapie, und zwar über einen Placebo-Effekt hinaus. Nicht zuletzt war diese Studie mit entscheidend dafür, dass Homöopathie in eine aktuelle S3-Leitlinie (Palliative Tumortherapie) aufgenommen wurde.

Signifikant positive Ergebnisse unter homöopathischer (Begleit-) Behandlung zeigen sich freilich nur, wenn die beteiligten Ärztinnen und Ärzte eine qualifizierte homöopathische Zusatzausbildung durchlaufen haben und über entsprechende Erfahrung verfügen. Weitere Ergebnisse aus dem Bereich Versorgungsforschung sind für die Zukunft wünschenswert und sollten auch politisch angestoßen werden.