Interview mit Apothekerin Karin Zoukas, Inhaberin der Heilig-Kreuz Apotheke in München.

Warum haben Sie die Weiterbildung zur Fachapothekerin Naturheilverfahren/Homöopathie gemacht?

Weil diese Therapiemethoden für mich eine Herzensangelegenheit sind und ich die Arzneien dieser Methoden in meiner Apotheke auf einer soliden pharmazeutischen Grundlage empfehlen möchte. Aber auch, weil ich 20 Jahre lang durch den Kinderarzt meiner drei Kinder erfahren habe, wie sinnvoll es ist, mehrere Therapieoptionen zur Hand zu haben und welche Möglichkeiten die Homöopathie bietet – auch in schwierigen Situationen.

Diese Erfahrung spiegelt sich auch im vielfältigen Sortiment Ihrer Apotheke wieder?

Ja, sie war schon so ausgerichtet, als ich sie vor sechs Jahren übernommen habe. Ich habe das Sortiment in den letzten Jahren aber noch erweitert.

Ihre Kunden kommen auch wegen der homöopathischen Arzneien, warum?

Es ist bei den Kunden ein großes Interesse  vorhanden, ihre gesundheitlichen Probleme mit homöopathischen oder naturheilkundlichen Arzneien zu beheben. Das sehe ich auch bei jüngeren Menschen, vor allem bei Schwangeren oder Familien, wir haben sehr viele junge Eltern, die bei uns ihre Arzneien kaufen. Etwa bei Erkältungen, Magen-Darmproblemen, aber oft auch bei psychosomatischen Symptomen, wie sie bisweilen bei der Entwicklung des Kindes auftreten können. Ebenso ist zum Beispiel auch bei Themen der Frauengesundheit ein großes Bedürfnis nach einer ganzheitlichen Betrachtung und entsprechender medizinischer Versorgung vorhanden.

Gibt es einen großen Beratungsbedarf?

Auf jeden Fall, da die meisten homöopathischen Arzneien für die Selbstmedikation gekauft werden – es steht ja meist keine Indikation auf den Mitteln. Deshalb ist auch die Apothekenpflicht homöopathischer Arzneien für die Patientensicherheit so wichtig, und für die Beratung sind wir Apotheker und die Ärzte zuständig. Die Kunden kommen eher mit leichteren, akuten Erkrankungen zu uns, die sie selber behandeln möchten. Da hören wir ganz genau hin und raten immer dazu, die Entwicklung der Krankheit zu beobachten und im Zweifel einen Therapeuten hinzuziehen. Da Homöopathie eine individuelle Medizin ist, müssen wir auch hier in der Apotheke sehr viele Dinge abfragen, um das richtige zu Mittel zu finden. Oft genug verkaufe ich nach einem Kundengespräch aber keine Arznei sondern rate zu einem Besuch beim Arzt – wirtschaftlich gesehen rechnet sich das nicht, denn für unsere Beratung erhalten wir kein Honorar. Aber noch ein Punkt: Aufgrund des großen Beratungsbedarfs sind auch die Apotheken vor Ort so unverzichtbar – bei einer Online-Apotheke wird das nicht geleistet

Wie ist der Status der Homöopathika?

Homöopathika sind vom BfArM zugelassene oder registrierte Arzneimittel. Sie sind verankert im Homöopathischen Arzneibuch (HAB), das ist Teil des deutschen Arzneibuchs und diese Monografien werden immer öfter auch im europäischen Arzneibuch aufgenommen. Deutschland ist in der Herstellung dieser besonderen Arzneimitteln Vorreiter in Europa. Mir ist es völlig unverständlich, dass es Stimmen gibt, die diese Arzneien aus der Apotheke verbannen möchten.

Gibt es eigentlich auch eine integrative Pharmazie?

Eine integrative Pharmazie, vergleichbar mit der integrativen Medizin, gibt es noch nicht. Allerdings arbeiten meines Wissens nach bereits einige Apotheker*innen so. Das heißt, dass Patienten zu ihrem konventionell verordneten Arzneimittel noch eine Arznei aus der Komplementärmedizin empfohlen bekommen, um die Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen.