Interview mit Dr. Fischer-Thalacker, Frauenarzt mit den Zusatzbezeichnungen „Homöopathie“ und „Bluttransfusionswesen“ in Bremen. Dr. Fischer-Thalacker ist  1. Vorsitzender des DZVhÄ-Landesverbandes Schleswig-Holstein und Hamburg.

Bitte erzählen Sie uns, wie Sie zur Homöopathie gekommen sind?

Kollege Andreas Wegener aus Konstanz hat mich zu Beginn meines Studiums mit anderen Studenten zu homöopathischen Vorlesungen mitgeschleppt. Er selbst war in homöopathischer Behandlung gewesen, die Ergebnisse überzeugten ihn und mich. Allerdings war die Wissensvermittlung damals noch etwas kryptisch, alles erschien mir wie „Sulfur“….

Sie sind Facharzt für Frauenheilkunde: gibt es da Indikationen, bei denen sich Homöopathie besonders bewährt hat?

Nein. Ich sehe mich in erster Linie als Arzt und beziehe mich dabei auf Hahnemann, der sinngemäß davon ausging, dass es keine Krankheiten, sondern nur kranke Menschen gebe. Die Facharztgrenzen halte ich unter homöopathischem Gesichtspunkt für künstlich, in der Frauenheilkunde gibt es zahlreiche Schnittstellen mit anderen Fachdisziplinen der Medizin.

Wie setzen Sie Homöopathie in der Praxis ein?

Oft ergänzend, bei Bedarf auch palliativ. Z.B. erinnere ich mich an eine Sterbe-Begleitung, bei der Arsenicum album sehr geholfen hat, die ängstliche Unruhe ohne sedierende Medikamente zu lindern. Homöopathische Erstanamnesen kann ich aus Termingründen nur außerhalb der regulären Sprechstundenzeit anbieten, aber Follow-ups sind in den normalen Praxisablauf integriert.

Was sagen Sie zu der Behauptung, Homöopathie basiere ausschließlich auf Placebo-Effekten?

Das ist völliger Quatsch! Wer das sagt, bedient bestenfalls ein Vorurteil, hat aber vermutlich keine ausreichende Qualifikation und erst recht keine Praxiserfahrung.

Haben Sie den Eindruck, dass Patientinnen den medialen Gegenwind gegen Homöopathie wahrnehmen?

Ja, manche sind besorgt, aber es sind nicht sehr viele! Viele sind eher empört, weil sie die Wirkung der Homöopathie bei sich selbst erlebt haben.

Sie haben den ehrenamtlichen Posten des 1. Vorsitzenden Ihres Landesverbandes übernommen. Was liegt Ihnen dabei besonders am Herzen?

Ich möchte die ärztliche Homöopathie stärken und dazu beitragen, unsere „Homöopathie-Familie“ zusammen zu halten.

Was müsste unser Berufsverband, der DZVhÄ, Ihrer Meinung nach noch besser machen?

Wir sollten mehr interne Transparenz haben: da machen Viele ganz tolle Sachen, was aber die meisten Mitglieder gar nicht mitbekommen. Außerdem sollten wir den medial und politisch verbreiteten Unwahrheiten über Wirksamkeit und Stellenwert der Homöopathie in der Versorgung noch entschiedener entgegentreten.

Haben Sie so etwas wie einen Wahlspruch für Ihre ärztliche Tätigkeit?

Ja, ich halte es mit Goethe: „Man sieht nur, was man weiß. Eigentlich: man erblickt nur, was man schon weiß und versteht“ ( aus: Gedenkausgabe der Werke, Briefe und Gespräche, Zürich und Stuttgart 1948 ff., Bd. 13. S. 142)

Vielen Dank für dieses Gespräch!

Das Interview führte Dr. Ulf Riker