Dr. med. Nikolaus Hock, Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie aus München

 „Homöopathische Arzneien können bei psychischen Erkrankungen unendlich viel erreichen“

Dr. med. Nikolaus Hock, Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie mit der Zusatzbezeichnung und der Weiterbildungsermächtigung Homöopathie der bayerischen landesärztekammer. Ausbildung in der Universitätsnervenklinik München von 1988-1993, dann Niederlassung. Seit 1999 Gründer und niedergelassen im Homöopathisch therapeutischen Praxiszentrum München.

  • Warum sind Sie Arzt geworden?

Im Grunde wollte ich immer Homöopath werden, da war ein Medizinstudium unumgänglich. Im Kindesalter hatte ich sehr häufig Pseudokruppanfälle und eitrige Mandelentzündungen mit entsprechend vielen Penizillinspritzen – die mit dem Glaskolben. Die Ergebnisse waren absolut unbefriedigend, bis mich meine Eltern zu einem Homöopathen gebracht haben. Der gab mir einige Globuli, ab da war ich gesund. Das hat mir imponiert.

  • Warum haben Sie dann Homöopathie erlernt?

Schon aus eigener Erfahrung wusste ich von der Effektivität. Und das Ähnlichkeitsprinzip „similia similibus curentur“ hat mir immer eingeleuchtet. Es erschien mir nie sinnvoll, Krankheitssymptome zu bekämpfen, da sie ja im Grunde von unserem eigenen Organismus produziert werden. Mit dem homöopathischen Medikament fühlt sich der Patient mit seinen Beschwerden nicht mehr so allein, weil er plötzlich die Information bekommt, wie er sich selbst heilen kann. Er findet über das Medikament quasi eine Heimat, da seine Beschwerden in den verschiedenen Arzneimittelprüfungen schon vorher in der Welt waren. In vielen verschiedenen Fortbildungen erkannte ich, dass das Finden homöopathischer Arzneimittel für mich möglicherweise erlernbar ist. Ich war begeistert von den Vorträgen, den Fallanalysen und die differentialdiagnostischen Überlegungen. Insbesondere Dr. Wolfgang-Springer, George Vithoulkas und Jan Scholten haben mich sehr inspiriert.

Methodisch erscheint es mir wesentlich sinnvoller Patienten mit Medikamenten zu behandeln, die sie über ihre Erkrankung kennen und deshalb viel leichter ansprechen können. Die toxische Wirkung konventioneller Behandlungen kann oft hilfreich sein, überfordert aber auf Dauer den Organismus. Es überrascht mich bis heute, wie präzise in den Arzneimittelprüfungen die verschiedensten Krankheitsbilder der Patienten beschrieben sind. Dies ist sowohl beruhigend für die Patienten als auch für den homöopathischen Arzt. Die Wirkung steht für mich außer Frage, wie oft sieht man eine deutliche Besserung des Patienten nach der dritten oder vierten Verschreibung, eine Placebo Wirkung ist dann eher unwahrscheinlich.

  • Mit welchen Erkrankungen kommen Patienten zu Ihnen?

Wegen meiner langjährigen Erfahrung und der Facharztausbildung kommen in erster Linie Patienten mit psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen: Depressionen, Burn-out, Psychosen, Angst- oder Zwangserkrankungen, ADHS bzw. Multiple Sklerose, Epilepsie, Migräne. Gerade bei derartigen Erkrankungen müssen die Verschreibungen recht präzise sein, die Arzneimittelfindung ist oft kompliziert, da sie mit dem homöopathischen Mittel „mitten ins Herz“ treffen müssen. Auch die Beschwerden und der Leidensdruck der Patienten sind oft stark. Selbstverständlich muss im Notfall mit einer allopathischen Behandlung am Beginn kombiniert werden, wenn es sinnvoll ist. Homöopathische Mittel können dabei unendlich viel erreichen.

  • Mit welchem Argument würden Sie einer Kollegin oder einem Kollegen raten mit Homöopathie zu beginnen?

Die homöopathische Behandlung von akuten und chronischen Erkrankungen ist meines Erachtens die sinnvollste und effektivste menschengemäße Medizin. Durch geduldiges Zuhören, Staunen vor dem, was die Patienten erzählen und vorurteilsloser Beobachtung (Hahnemann) wird der Arzt/Ärztin mehr gefordert. Es reicht nicht die medizinische Behandlung auf theoretisch postulierte Krankheitsursachen und biochemische Veränderungen zurückzuführen. Ein homöopathischer Arzt braucht Geduld, Weltoffenheit und Zuversicht. Außerdem ein Wissen über die homöopathische Theorie und die Arzneimittelbilder. Dies klingt anspruchsvoll und ist es auch.

Auf der anderen Seite gibt die Arbeit aber eine tiefe Befriedigung, der Patient weiß, dass er sich richtig ausgedrückt hat, der Arzt weiß, dass er richtig zugehört und untersucht hat. Durch die Einzigartigkeit jedes Patienten und jedes Krankheitsbildes wird der homöopathische Arzt immer wieder neu gefordert zu reflektieren, ob er im Patienten die Welt phänomenologisch so gesehen hat, wie sie sich ihm gezeigt hat. Das ist die eigentliche Heilung: die Welt so zusehen wie sie ist, ohne sich ein Bild zu machen.