München, 11. März 2024. Ein Kommentar von Dr. Ulf Riker, Vorsitzender LV Bayern, Internist / Homöopathie & Naturheilverfahren. Manche nennen ihn auch „Klabauterbach“, weil er so einigen Schabernack treibt in unserem Gesundheits-System. Aber eigentlich ist das gar nicht witzig, denn er treibt ein doppeltes Spiel:

2004 nannte ihn der SPIEGEL (14/2004) den „Einflüsterer“, der „für den politischen Kampf schon mal seinen Ruf als Wissenschaftler aufs Spiel setzt“ und „mit allen Tricks seine Vorstellungen durchsetzen“ will. Man erfuhr damals in diesem Beitrag, dass er „im Auftrag der Pharmaindustrie Arzneimittelstudien durchführte“, dabei aber die Hinweise auf teilweise tödliche Gefahren des Fettsenkers Lipobay „ebenso wenig wahrnahm, wie es seine Auftraggeber taten“.

Was lernen wir daraus? Man kann in die Rolle des Wissenschaftlers hinein und ganz flugs auch wieder herausschlüpfen, wenn es die politische Situation erfordert. Und man kann auch ganz wunderbar mit zweierlei Maß messen: die Gefährlichkeit eines Medikamentes ignorieren und dafür zwei Jahrzehnte später eine der Homöopathie andichten!

Was lernen wir noch? Damals arbeitete er der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt zu (und erhielt dafür von ihr politische Unterstützung), selbstverständlich „ohne Beratervertrag“, wie er damals im SPIEGEL betonte. Heute ist er selbst Minister und berät sich ganz offenkundig selbst, denn eine Kontaktaufnahme mit homöopathisch qualifizierten Ärztinnen oder Ärzten oder mit deren Berufsverband hat er weder zu Beginn seiner Anti-Homöopathie-Kampagne im Jahr 2010 noch heute in Erwägung gezogen; ein schriftliches Angebot des DZVhÄ-Vorstandes zum Austausch von Argumenten und Erfahrungen blieb damals wie heute unbeantwortet.

Ach so, noch etwas können wir lernen: Lauterbach beruft sich ja sehr gerne und regelmäßig auf Wissenschaftlichkeit, aber wenn man genauer hinschaut, darf man sich verwundert die Augen reiben: wegen einer Studie zur wissenschaftlichen Qualität von Röntgenuntersuchungen musste er sich „vor der Senatskommission für wissenschaftliches Fehlverhalten verantworten“ (SPIEGEL s.o.).

Wer derart flexibel zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft hin und her pendelt (ein heutzutage nicht selten zu beobachtendes Phänomen bei Politikern), und wer mit Chuzpe und Willkür wissenschaftliche Fakten das eine Mal ernst nimmt und das andere Mal ignoriert, der ist naturgemäß als Person und Mensch schwer zu fassen. Und der kann auf keinen Fall der Gesundheitsminister aller Bürgerinnen und Bürger sein, was man freilich vom Mitglied einer (ehemals) großen Volkspartei erwartet hätte, die sich noch im letzten Wahlkampf „Respekt“ auf ihre Fahnen geschrieben hat.

Was heißt das für uns? Einerseits müssen wir in großer Geschlossenheit und mit Glaubwürdigkeit konsequent in unseren Praxen umsetzen, was wir von der Pike auf gelernt haben. Und zum anderen sollten wir uns im eigenen Umfeld Politikerinnen und Politiker aussuchen, die für Werte wie Anstand und Respekt stehen, aber auch für Vielfalt und Rücksicht oder einfach nur für Zuhören. Und dann mit diesen Politikern ins wertschätzende Gespräch kommen und ideologiefrei aufeinander zugehen.

Einseitige Wahrnehmung spaltet, Doppelmoral auch!


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