Leserbrief I

von Dr. med. Ulf Riker, Vorsitzender des DZVhÄ-LV Bayern, zu dem Beitrag Kritik an Lauterbach-Plan gegen Homöopathie auf Kassenkosten vom 12. Januar in der Süddeutschen Zeitung.

Lauterbach befindet ex cathedra: „Die Homöopathie ist eine Leistung, die keinen medizinischen Nutzen auf der Grundlage des wissenschaftlichen Sachstandes bringt“. Damit ignoriert Lauterbach nicht nur die persönlichen Erfahrungen zahlloser Patientinnen und Patienten überall auf der Welt, sondern er ignoriert zudem den wissenschaftlichen Sachstand selbst: Inzwischen gibt es zahlreiche Wissenschaftliche Daten und Fakten aus der Grundlagenforschung, aus der Versorgungsforschung und jüngst auch noch eine nach aktuellem wissenschaftlichen Standard erstellte Zusammenfassung von 6 Metaanalysen (das ist die Spitze der wissenschaftlichen Qualitäts-Hierarchie!), die zu dem Ergebnis kommt: Homöopathie wirkt über den Placebo-Effekt hinaus.

Die Streichung der Homöopathie als Kassenleistung bringt nicht mehr Sicherheit für Patienten, sondern führt zu deren Entmündigung. Die Kosten für homöopathische Arzneien liegen im Promillebereich, und kranke Menschen brauchen auch nach einer Streichung der Homöopathie im Falle von Krankheit ärztliche Beratung und Medikamente, die es nicht zum Nulltarif gibt; wo also soll sich hier ein Einspareffekt ergeben? Im Übrigen ist es erstaunlich: ausgerechnet ein SPD-Minister sagt, die Menschen könnten Homöopathie aus eigener Tasche bezahlen und trägt damit zur Verschärfung einer bereits bestehenden Zwei-Klassen-Medizin bei – die einen mit dickerem Portemonnaie können sich Homöopathie weiterhin leisten, die anderen gehen leider leer aus…. dumm gelaufen? Vielleicht mit der SPD die falsche Partei gewählt?

Leserbrief II

Wir protestieren gegen den Beitrag „Aktuelles Lexikon – Homöopathie“ der SZ für Kinder (13./14.1.2024)

Das einzig Korrekte an dem Text ist die kindgerechte Sprache.

In der Sache nimmt der Beitrag weder die Kinder selbst noch deren Eltern ernst. Im Gegenteil: den Kindern wird das Gehirn gewaschen, noch bevor sie sich später als Jugendliche oder Erwachsene überhaupt mit Studien und Wissenschaft beschäftigen können. „Wäre ja auch zu schön, wenn kleine Zuckerkugeln Krankheiten heilen könnten“: auf höhnische Weise sollen eigene Erfahrungen frühzeitig vereitelt werden oder als absurd erscheinen, weil Lauterbach, Bartens, Himmer und Andere der Homöopathie den Garaus machen wollen. Nein, es ist noch viel einfacher: „Homöopathie funktioniert nicht“. Sollen sich zukünftige SZ-Leser auf diese Weise zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern entwickeln können, wenn man ihnen schon in der Kindheit plakative „Wahrheiten“ auftischt, die jede sachliche Differenzierung vermissen lassen? Und zudem den tatsächlichen Stand der Wissenschaft zum Thema Homöopathie mutwillig (oder ideologisch verblindet / verblendet ?) auf den Kopf stellen? Hat nicht erst jüngst ein systematischer Review über 6 Metaanalysen gezeigt, dass Homöopathie über den Placebo-Effekt hinaus wirkt? Noch nie von Grundlagen- oder Versorgungsforschung zur Homöopathie gehört? Offenkundig definiert neuerdings der Gesundheitsminister, was wissenschaftlich gesichert ist oder eben auch nicht, und die SZ folgt ihm blind oder was?

Und noch etwas: der Beitrag mischt sich auf unzulässige und unanständige Weise in einen Bereich ein, in dem eigentlich die Eltern zuständig sind und die „Hoheit“ über Erziehung, Wissensvermittlung und Sozialisierung haben. Kinder werden – unter Umständen an ihren Eltern vorbei – indoktriniert ohne die Möglichkeit zu haben, die apodiktischen Aussagen zur Homöopathie selbst zu hinterfragen oder zu bewerten. Das ist mehrere Etagen unter dem Niveau der SZ!

Dr. med. Ulf Riker, Internist – Homöoopathie, Vorsitz LV Bayern im DZVhÄ

Wensauerplatz 10, 81245 München

 

 

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DZVhÄ-Kongress, 9.-11. Mai 2024 Lindau im Bodensee: