München 18. Juni 2023. Lese-Tipp: Das Buch Die Psychologie des Totalitarismus von Mattias Desmet, (Europa-Verlag, 24 Euro), Professor für klinische Psychologie an der Universität Gent, kann die Augen öffnen für gesellschaftliche Tendenzen, in deren Sog auch die Homöopathie geraten ist: Gruppendenken und Angstkultur. Oder um noch ein weiteres Mal den Autor (im Klappentext) zu zitieren: „Wir können das Recht auf freie Meinungsäußerung und auf Selbstbestimmung respektieren, ohne uns gegenseitig zu bedrohen. Aber es gibt einen Punkt, an dem wir aufhören müssen, uns in der Menge zu verlieren, um Sinn und Verbindung zu erfahren. Das ist der Punkt, an dem der Winter des Totalitarismus einem Frühling des Lebens weicht“.

„Das mechanistische Denken liefert seit der Aufklärung die einzige noch verbliebene Große Erzählung der westlichen Kultur. (…) In einem solchen (materialistisch-mechanistischen) Menschenbild wird das komplette Register der menschlichen Subjektivität zu einem unbedeutenden Nebenprodukt mechanistischer Prozesse. Der Mensch ist sich dessen vielleicht nicht bewusst, aber seine Menschlichkeit spielt eigentlich keine Rolle, sie ist nichts Wesentliches. Sein Verlangen und sein Begehren, seine romantischen Stoßseufzer und seine oberflächlichsten Bedürfnisse, seine Freude und sein Kummer, sein Zweifel und seine Entscheidungen, seine Wut und Unvernunft, sein Vergnügen und sein Leiden, sein tiefster Abscheu und seine höchste ästhetische Wertschätzung, kurzum: die ganze Dramatik seiner Existenz – all das lässt sich letztendlich auf Elementarteilchen zurückführen, die nach den Gesetzen der Mechanik aufeinander einwirken. Das ist das Credo des mechanistischen Materialismus. (…) Wer an diesem Credo zweifelt, erklärt sich selbst freiwillig für töricht oder verrückt. Man darf zwar noch zweifeln, aber nur an den richtigen Dingen.“

Dr. med. Ulf Riker, Internist, 1. Vorsitzender des DZVhÄ-Landesverbandes Bayern