„Für mich ist Homöopathie eine sehr menschliche Medizin“

Dr. Ute Bullemer ist Frauenärztin mit den Zusatzbezeichnungen Homöopathie und Psychotherapie. Sie arbeitet seit 24 Jahren in eigener Praxis und wendet die Homöopathie an, weil sie damit ihren Patientinnen langfristig besser helfen kann.

  • Warum sind Sie Ärztin geworden?

In meiner Familie gab es zwei Ärztinnen, deren Erzählungen über ihren Beruf mich schon früh fasziniert haben. Nach der Schule habe ich eine Schwesternhelferinnen-Ausbildung und mehrere Praktika im Krankenhaus gemacht. Das hat meine Entscheidung bestätigt, Medizin zu studieren.

  • Warum haben Sie noch Homöopathie gelernt?

Als ich begann, mich mit Homöopathie zu beschäftigen, war ich schon 34 und hatte meine eigene Praxis für Frauenheilkunde in München. Ich musste feststellen, dass ich mit den Mitteln der konventionellen Medizin vielen Frauen nicht helfen konnte. Vor allem Frauen mit chronischen Beschwerden, wie z.B. wiederkehrenden gynäkologischen Infektionen, Endometriose, Myomen, polycystischen Eierstöcken oder Krebsvorstufen am Muttermund konnte ich nichts anbieten außer nebenwirkungsreichen Medikamenten oder Operationen.

Damit waren weder die Patientinnen noch ich zufrieden. Ich suchte damals nach Wegen, wie ich diesen Frauen nachhaltig und nebenwirkungsarm helfen konnte. Durch eine Freundin lernte ich die Homöopathie kennen. Als „Test“ ließ ich mich selbst homöopathisch behandeln und war sehr beeindruckt, als eine langjährige Beschwerde verschwand. Danach war für mich klar, dass ich diese Methode lernen wollte.

  • Mit welchen Erkrankungen kommen Frauen zu Ihnen?

Ich behandele vor allem Frauen mit chronischen Beschwerden und Erkrankungen, die oft schon einen langen Leidensweg hinter sich haben. Zum Beispiel kommen viele Frauen mit seit Jahren wiederkehrenden Pilzinfektionen, Herpesinfektionen oder anderen Virusinfektionen. Ein anderes großes Thema ist der unerfüllte Kinderwunsch, wo die Homöopathie gut unterstützen kann. Es kommen auch Frauen mit Krebserkrankungen, wie Brustkrebs, die sich schulmedizinisch behandeln lassen aber zusätzlich eine Hilfe bei Nebenwirkungen der konventionellen Therapie suchen. Auch hier ist die Homöopathie sehr hilfreich.

  • Mit welchen Argumenten würden Sie einer Kollegin/einem Kollegen raten, mit der Homöopathie zu beginnen?

Durch die Homöopathie hat sich meine Sicht auf den Menschen grundlegend erweitert. Ich sehe viel mehr Zusammenhänge zwischen dem Körper und seinen Reaktionen, dem Geist, dem sozialen Umfeld und familiären Konstellationen. Es ist immer wieder spannend, mit einer Patientin zu erforschen, wie genau sich ihre Beschwerden zeigen und wie es dazu kam. Ich erlebe diese Arbeit als sehr kreativ und befriedigend. Die Patientinnen berichten, dass sie sich durch die homöopathische Anamnese gesehen und angenommen fühlen. Es ist natürlich immer wieder eine Herausforderung, vorurteilsfrei zu bleiben und sich jeder Patientin mit ihrer individuellen Geschichte neu zuzuwenden. Ich höre immer wieder von Kolleginnen und Kollegen, die konventionell arbeiten, dass sie die Freude an ihrer Arbeit verlieren und sich erschöpfen. Mit der Homöopathie bleibt unsere Arbeit lebendig, wir haben einen guten Kontakt zu unseren Patienten und immer wieder eine große Freude über das, was sich mit der homöopathischen Behandlung zum Besseren bewegen kann. Für mich ist es eine sehr menschliche Medizin.