Von Dr. med. Ulf Riker, Internist / Homöopathie, Vorsitzender des LV Bayern im DZVhÄ

Wir kennen das alle: Herr Ernst darf in der Süddeutschen Zeitung Aussagen zur Homöopathie als „Scheißhausparolen“ bezeichnen, im Radio Berlin Brandenburg hört man, Homöopathie werde in Berliner Kitas als „magische Hexenkunst“ eingesetzt, es ist die Rede von „Vodoo-Medizinern“ und „Abzockern“, ja gar von Gefahr und Todesfällen durch Homöopathie. Das alles dient dem Ziel, „die soziale Reputation der Homöopathie zu zerstören“, so ein Skeptiker-Stratege auf der anonymen (!) Internet-Seite Psiram. Dabei wird die Zielrichtung deutlich: es geht nicht mehr um Patienten oder die Medizin, es geht um die „soziale Reputation“ der Homöopathie. Homöopathie passt manchen nicht in ihr ausschließlich materialistisch-naturwissenschaftliches Weltbild, soll also entsorgt und am besten auch gleich aus den Köpfen von Bürgern und Patienten getilgt werden.

Wie reagieren wir darauf als homöopathische Ärztinnen und Ärzte?

Als Ärztinnen und Ärzte haben wir den Auftrag, unsere Patientinnen und Patienten nach bestem Wissen und Gewissen durch Phasen der Krankheit zu begleiten. Wir nutzen unser Wissen sowie unsere Erfahrung und berücksichtigen die Wünsche der Patienten. Dabei dienen wir nicht der Wissenschaft, sondern den kranken Menschen und fördern möglichst nachhaltig den Schatz der Gesundheit.

Wir stehen auf dem Boden einer wissenschaftlich anerkannten Medizin und wenden zusätzlich Homöopathie an, deren Wirkung gesichert, deren Wirkprinzip aber noch unklar ist. Wir bezweifeln nicht den enormen Wert einer wissenschaftlich fundierten Medizin, aber wir lassen uns praktische ärztliche Erfahrung in der Anwendung der Homöopathie auch nicht absprechen.

Wir stellen uns jederzeit gerne der offenen Diskussion mit Fachkollegen und an der Homöopathie Interessierten, aber wir lehnen eine Kampagne ab, deren erklärtes Ziel es ist, ohne eigene Fachkenntnisse oder Praxiserfahrung die medizinische und soziale Anerkennung der Homöopathie mutwillig zu zerstören. Wir verurteilen ein Vorgehen, das ausschließlich auf die Elimination einer bewährten und erfolgreichen Heilmethode abzielt, dabei aber die Patienten alleine lässt und keine Alternative liefert.

Wir laden Vertreter aus Politik und Gesellschaft zu fairem Austausch über Erfahrungen, Möglichkeiten und Grenzen der Homöopathie in einem integrativen Medizinsystem ein. Gleichzeitig fordern wir Vertreter aus Politik und Medien auf, die Hintergründe einer dogmatisch, oft auch aggressiv oder polemisch geführten Diskussion über Homöopathie zu eruieren und die Motive ihrer Drahtzieher zu analysieren.

Wir fordern alle gesellschaftlichen Gruppen auf, für ein offenes Medizinsystem mit breit gefächertem Therapieangebot einzutreten. Wir sind überzeugt: Medizin ist mehr als Naturwissenschaft, Medizin ist auch Erfahrungswissenschaft. Wenn heute die Homöopathie ausgelöscht werden soll, dann kann es morgen andere Therapieoptionen wie z.B. die traditionell chinesische Medizin, die Osteopathie oder sogar psychotherapeutische Angebote treffen.