von Dr. med. Ulf Riker

Christian Schubert: „Was uns krank macht. Was uns heilt“ – Aufbruch in eine neue Medizin / Korrektur-Verlag, 16,50 Euro

Prof. Schubert ist Arzt, Psychologe und Psychotherapeut, Leiter des Labors für Psychoneuroimmunologie der Medizinischen Uni Innsbruck und unter Anderem Vorstandsmitglied der Thure von Uexküll-Akademie für integrierte Medizin. Anlässlich des DZVhÄ Online-Homöopathie-Kongresses 2021 hielt er einen herausragenden Hauptvortrag und bot einen Workshop zu Aspekten der Forschung im Bereich Psychoneuroimmunologie an.

Der folgende Abschnitt aus seinem Buch (S. 240) bringt das Dilemma unserer medizinisch-wissenschaftlichen Kultur auf den Punkt und bildet gleichzeitig die Brücke zum Grundverständnis homöopathisch-ärztlichen Handelns:

„Die Tendenz zur Normierung und Standardisierung hat sich in unserer modernen Welt allgemein durchgesetzt. Selbst die Gurkenform unterliegt der Normierung durch die Europäische Union. Ist die Gurke krumm, wird sie entsorgt. In der derzeitigen Medizin ist das ähnlich. Fällt ein Mensch aus der Norm, stellt sich das für den Kliniker und den Forscher als Problem dar. Die Patienten, die wir in den Gruppenforschungsansätzen der Biomedizin untersuchen, sollten sich möglichst ähnlich sein, damit sich die Ergebnisse leichter verallgemeinern lassen. Menschliches Leben lässt sich aber nicht – genauso wenig wie Gurkenformen – verallgemeinern. Wenn wir menschliches Leben verstehen wollen, dann müssen wir uns dem Menschen in seiner Einzigartigkeit widmen und das sowohl in der Klinik als auch in der Forschung. Der Mensch an sich sollte im Mittelpunkt stehen!

Hat uns das nicht – lange vor Uexküll – bereits Samuel Hahnemann ins Stammbuch geschrieben? Die Forderung: vorbehaltlose Aufmerksamkeit im Rahmen einer alten und derzeit neuen, einer „narrativen Medizin“.