DIE ZEIT porträtiert in Ausgabe 13 vom 19. März 2020 den Virologen Prof. Drosten als leidenschaftlichen Wissenschaftler mit der Bereitschaft zu  „Transparenz bis zur Schmerzgrenze“, der auch seine Erkenntnisse „umgehend auf kostenlosen Plattformen zur Verfügung stellt, statt – wie es viele Kollegen tun – zu hüten, bis sie sich verwerten lassen“. Das klingt sympathisch und wird es noch mehr, wenn man das Folgende erfährt: in der Ministerpräsidentenkonferenz äußert er sich zunächst skeptisch zur Schließung von Schulen und Kitas und verweist auf mögliche Kollateralprobleme. Dann erhält er am Abend von einer Kollegin aus den USA einen Aufsatz über die Spanische Grippe 1918 und erfährt, dass „Städte wie St. Louis gute Erfolge mit der Schließung von Schulen erzielt“ hätten. Anderntags erklärt er in seinem Podcast, „diese Argumente müsse man sehr ernst nehmen“.

Das ist erstaunlich: ein Wissenschaftler ist bereit, aus Erfahrungen anderer zu lernen und seine Meinung öffentlich zu ändern! Und zugleich noch zu bitten, man möge in solchen Fragen doch jemand konsultieren, der „sich mit Schulen auskennt, mit Sozialstrukturen“, und nicht nur „Leute, die an einem Virus arbeiten“. Solche Stellungnahmen machen Wissenschaft, nein, die Menschen dahinter glaubwürdig!

Was könnte man daraus lernen? Man könnte sich die Erfahrungsberichte aus Zeiten der Spanischen Grippe 1918/19 noch genauer anschauen und würde feststellen, dass nicht nur Schulen und Kindergärten geschlossen wurden, sondern dass es damals bereits zahlreiche gut ausgebildete homöopathische Ärzte gab, die in der Lage waren, ihre Patientinnen und Patienten tatsächlich zu heilen und die Zahl der Todesopfer durch Viren und komplizierende Folgeerkrankungen (insbesondere bakterielle Pneumonien) deutlich zu reduzieren. Es mag dahin gestellt bleiben, ob dieser positive Effekt allein durch homöopathische Arzneien oder durch das Weglassen des damals bereits seit ca. 30 Jahren bekannten Präparates Aspirin zustande kam. Wenn es die Homöopathie als solche war, dann war sie damals schon ein „Super-Placebo“, dies aber in tödlicher Umgebung! Kann das sein? Darf das sein? Jedenfalls wurden Menschenleben gerettet, was man sich heutigen Tages auf vielen Intensivstationen mit schweren Corona-Verläufen wünschen würde! Und wenn es nur das Weglassen von Aspirin gewesen wäre? Gibt es nicht auch heute wieder Wortmeldungen, die Verwendung von Ibuprofen könnte hinsichtlich des Krankheitsverlaufes kontraproduktiv sein? Wären es gegebenenfalls die Substanzen als solche, die Verläufe komplizieren, oder könnte es sein, dass die „Unterdrückung“ von körpereigenen immunologischen Reaktionen inklusive Fieber zu schwereren, unter Umständen tödlichen Verläufen führt? Der Homöopathie wird vorgeworfen, sie habe 200 Jahre Zeit gehabt (und verstreichen lassen), ihr Konzept und Prozedere zu erforschen; wie steht es aber 100 Jahre nach der Spanischen Grippe mit den Forschungsergebnissen zur Frage, ob Homöopathie, Placebo oder aber das Weglassen von Allopathie Menschenleben gerettet haben und heute wieder retten könnten?

Was könnten wir von Prof. Drosten noch lernen? Mann könnte sich überlegen, ob es nicht – endlich! – an der Zeit wäre, bei konkreten Fragestellungen vor allem diejenigen zu fragen, die sich in einem bestimmten Bereich besonders gut auskennen. Wenn es also um die präventive Schulschließung geht, sollte man Leute fragen, die “sich mit Schule auskennen, mit Sozialstrukturen“, also vielleicht sozialpsychologisch geschulte Epidemiologen oder epidemiologisch geschulte Sozialpsychologen, zum Beispiel! Und wenn es um Homöopathie und ihre Wirksamkeit geht? Dann sollte man, dem Beispiel Drostens folgend, einschlägig ausgebildete und praxiserfahrene homöopathische Ärztinnen und Ärzte fragen, aber nicht Experten, die sich z.B. in Onkologie auskennen, aber keine homöopathische Erfahrung haben; auch nicht pensionierte Diplomingenieure, die sich hobbymäßig mit Homöopathie  und der Kritik an dieser Heilmethode profilieren möchten; auch nicht Medizinethiker oder Wissenschaftsredakteure, sondern einfach diejenigen, von denen man die fundierteste Expertise und Praxiserfahrung erwarten kann: homöopathische Ärztinnen und Ärzte! Davon gibt es in Bayern und bundesweit ziemlich viele!

Autor: Dr. med. Ulf Riker, Vorsitzender des LV Bayern im DZVhÄ